Als der Frühling verschlafen hatte

 

Draußen blies ein kalter Wind, obwohl es schon März war und eigentlich der Frühling an der Reihe gewesen wäre, die Erde langsam aufzutauen und die ersten Blumen zu wecken.  Aber es lag noch eine dicke Schneedecke über den Feldern und Wegen, die Menschen kuschelten sich in ihre Wintermäntel und behielten die Wollmützen wie auch Handschuhe an. Der Winter tobte sich so richtig aus, er konnte zeigen was er an Schnee, Eis, Wind und grauen Wolken vorrätig hatte.  Doch irgendwann wurde es ihm langweilig und er sagte: Vier Monate Arbeit sind genug, ich gehe jetzt  schlafen und verzog sich hinter seinen Schneeberg ins Bett. Nun müßte der Frühling kommen laut Kalender. Aber er war nirgendwo zu sehen. Keine Vögel sangen, kein frisches  Lüftchen wehte, keine Blumen schauten aus der Erde, da ja noch überall der schmutzige Schnee lag. Alle Menschen blieben soweit wie möglich in ihren Stuben und schimpften auf das Schmuddelwetter. Nur ein kleiner Sonnenstrahl schaute hinter einer Wolke hervor und sah die traurige Welt. Er holte einige seiner Strahlen -geschwister aus dem Bett, und sagte:  Wir müssen den Frühling wecken, er ist nun an der Reihe. Die Kleinen streckten und reckten sich um mit all ihrer Kraft hinter den Berg zu leuchten, hinter welchen  der Frühling seine Wohnung hat. Aber so sehr sie auch strahlten, da war er nicht. Wir müssen den Sommer wecken und die anderen Sonnenstrahlen, meinten ein paar verzweifelte Strahlenkinder. Irgend jemand muß doch die Welt wieder in Ordnung bringen. Und so weckte die Sonne den Sommer.

Ich bin doch noch gar nicht an der Reihe, maulte er. Du mußt aber sagten die Sonnenstrahlen, der Frühling ist nicht gekommen  und der Winter ist ins Bett gegangen.  Als der Sommer das Chaos sah mußte er den Strahlen recht geben, so konnte die Welt nicht bleiben. Also war der Sommer in diesem Jahr schon im März gekommen. Die Blumen wurden alle auf einmal wach und wunderten sich, da viele einander ja gar nicht kannten. Die Rose zum Beispiel hatte ja das Schneeglöckchen,  die Tulpen und Osterglocken noch nie gesehen, da diese normalerweise schon längst verblüht waren wenn sie mit ihren Geschwistern im Sommer erblühte. Die Vögel waren auch ganz durcheinander und sangen so laut und falsch wie noch nie. Auch die großen und kleinen Leute wußten nicht wie ihnen  geschah. Sie zogen  ihre Schuhe und Jacken aus, da es so heiß war. Manche badeten auch schon - und das im März.

 So ging das nun bis zum Juni, da wurde auch der Sommer müde. Und er bat die Sonnenstrahlen  den Herbst hinter seinem Laubwald zu wecken . Als die Sonnen Strahlen nun den Herbst an der Nase kitzelten wurde er ärgerlich und schimpfte: Was weckt ihr mich um diese Zeit,  es ist doch noch Sommer.  Und er drehte sich auf die andere Seite um weiter zu schlafen. Aber was war denn das, wer lag denn da neben ihm im Bett. Da fiel es ihm wieder ein. Er hatte den Frühling im letzten Jahr zu einem Fest eingeladen  und da dieser zu müde war um nach Hause zu gehen, bot ihm der Herbst an bei Ihm zu übernachten. Das Herbstfest muß wohl für den Frühling so anstrengend gewesen sein, so daß er seine Jahreszeit völlig verschlafen hatte. Als der Herbst ihn nun weckte, war er ganz außer sich weil er sich über seine eigene Unzuverlässigkeit ärgerte. In diesem Jahr teilte er sich nun die Arbeit mit dem Herbst  und diese Jahreszeit geriet wohl ein bißchen durcheinander.  In manchen Jahren könnte man wohl auch meinen, das eine Jahreszeit bei der anderen übernachtet hat und sie sich die Arbeit dann teilen . Meistens dann, wenn das Wetter  so verrückt spielt und gar nicht recht zu dem Monat passen will.