Die kleine Gänseliesel

 

Es war einmal ein Mädchen, das für die Bauern im Ort die Gänse hütete. Außerhalb des Dorfes gab es eine große Wiese. Auf dieser mußte das Mädchen jeden Tag die Gänse führen und bis zum Abend darauf achten, daß keines der Tiere irgendwo anders hinlief, weder auf das Getreidefeld noch in den nahegelegenen Wald. Das war natürlich eine schwere Aufgabe für die kleine Gänseliesel, so wurde sie von allen Leuten im Dorf genannt. Denn die Gänslein wollten natürlich immer in das Getreidefeld laufen und von den leckeren Körnern essen. Und auch im Wald gab es so manches worauf die Gänse Appetit hatten. Und so war das Mädchen den lieben langen Tag damit beschäftigt, die schnatternden Tiere beieinander zu halten. Von den Bauern bekam sie jeden Morgen ein Stück Brot und manchmal noch etwas Käse. Das war ihre Brotzeit für den ganzen Tag. Wasser trank sie an dem klaren Bach gleich neben der Wiese, an dem auch die Gänse ihren Durst löschten. Die Bauern hatten zu ihr gesagt sie solle darauf achten, daß der Fuchs keine der Gänse stahl. Und daß die Tiere sich nicht in dem Getreidefeld verirrten. So mußte die Gänseliesel immer auf der Wiese von einer Seite zur anderen laufen um alle beieinander zu halten. Sie hatte sich von einem Baum einen Ast abgebrochen, damit konnte sie die Tiere etwas leichter zusammenhalten und auch notfalls den Fuchs verscheuchen. Mittags lag sie dann oft auf der Wiese, neben ihr die Gänse, aß Brot und Käse und träumte vor sich hin. Eines Tages, als das Mädchen und die Gänse so in der Sonne lagen, kam der Fuchs und wollte sich eines der Tiere holen. Er schlich zwar anfangs leise heran aber eine der Gänse hatte es doch gemerkt und lief schnatternd davon, die anderen ihr hinterher genau in das Getreidefeld. Die kleine Liesel bekam einen gewaltigen Schreck, sprang auf und fuchtelte wie wild mit ihrem Ast um den Fuchs zu vertreiben. Dieser zog auch bald den Schwanz ein und trottete in den Wald zurück. Doch die Gänse waren verschwunden. Das Mädchen suchte das Getreidefeld ab und rief ihre Tiere. Bis zum Abend hatte sie auch alle gefunden, alle, alle bis auf eine, die war und blieb nicht auffindbar. So sehr die Gänseliesel auch suchte und rief, sie mußte ohne die Gans ins Dorf zurück gehen. Der Bauer welchem die Gans gehörte war natürlich sehr wütend und schimpfte das arme Kind. „Was bist du nur für eine, kannst nicht mal auf ein paar Gänse aufpassen, komme mir ja nicht mehr unter die Augen ehe du nicht meine Gans gefunden hast.“ So mußte die kleine Gänseliesel in der Dunkelheit zurück zu der Wiese um das Gänslein zu suchen. Sie rief und sang: „Fuchs du hast die Gans gestohlen gib sie wieder her, gib sie wieder her ..!“ Aber all das nützte nichts. Der Mond leuchtete ihr und deshalb ging sie in das Getreidefeld um vielleicht bei den leckeren Ähren die Gans zu finden. Sie mußte lange suchen und wollte schon vor Müdigkeit aufgeben, als sie in der  Mitte des Feldes etwas weißes sah. Wirklich da saß die Gans, mit ihrem Schnabel pickte sie immer in den Boden und das gab ein seltsames Geräusch. Die Gänseliesel war so froh das die Gans wieder da war, beugte sich hinunter zu ihr und sah etwas blaues aus der Erde hervor schauen, genau dort wo  das Tier mit dem Schnabel gepickt hatte. Die Gänseliesel grub mit bloßen Händen die Erde weg und zum Vorschein  kam eine blaue Kiste. Die Gänseliesel öffnete den Deckel und was war da nur drinnen ? Gold, Silber und Edelsteine. Die kleine Liesel war nun reich, reich für ihr Leben. Die Gans brachte sie nie mehr zu dem Bauern zurück, sie hatte ihr so viel Glück gebracht und der Bauer hätte sie sicher nur geschlachtet. Sie spielte jeden Tag mit ihrer Gans, und ließ sich von ihr auf einem Seerosenblatt über den Teich ziehen.